{"id":1515,"date":"2020-07-04T15:27:08","date_gmt":"2020-07-04T13:27:08","guid":{"rendered":"https:\/\/plentiful-lands.com\/?p=1515"},"modified":"2021-02-13T17:16:10","modified_gmt":"2021-02-13T16:16:10","slug":"und-dennoch-pflanze-ich-einen-garten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/plentiful-lands.com\/de\/und-dennoch-pflanze-ich-einen-garten\/","title":{"rendered":"Und dennoch pflanze ich einen Garten"},"content":{"rendered":"\n
Heimatlos. So f\u00fchlt man sich wohl, wenn man mit 23 Jahren schon neun Mal umgezogen ist und in drei verschiedenen L\u00e4ndern gelebt hat. Erst vor drei Jahren bin ich f\u00fcr mein Studium aus Kroatien nach Deutschland gezogen.<\/p>\n\n\n\n
Um ehrlich zu sein kamen mir schon vor meiner Ankunft in Deutschland Gedanken wie \u201cIch bin ja eh nur f\u00fcr ein paar Jahre hier \u2013 lohnt es sich dann \u00fcberhaupt, mich hier einzurichten und zu investieren? Werde ich mich hier jemals wohlf\u00fchlen k\u00f6nnen?\u201d Pl\u00f6tzlich beneidete ich die Menschen, die ihr ganzes Leben an einem Ort gelebt haben, ein geregeltes Leben f\u00fchren und die Familie in der N\u00e4he haben.<\/p>\n\n\n\n
Doch auch hier in Deutschland begegnete ich vielen Menschen, die heimatlos waren. Studenten, die sich nach einem aufregenden Auslandsjahr schwertaten, sich ganz niederzulassen. Migranten, die versuchten, sich in einem fremden Land zurecht zu finden. Menschen, die vor lauter M\u00f6glichkeiten nicht wussten, wohin mit ihrem Leben. Und \u00fcber allem pocht die Frage: \u201eWo geh\u00f6re ich eigentlich hin?\u201c<\/p>\n\n\n\n
Eines Tages las ich in der Bibel eine Geschichte, die meine Sichtweise vollst\u00e4ndig umkrempelte. Dort befand sich das j\u00fcdische Volk in einer Situation, die meiner nicht ganz un\u00e4hnlich war. Weit weg von ihrem geliebten Land lebten sie in der ihnen fremden Stadt Babylon. Da schreibt der Prophet Jeremia folgenden Brief an das in Verbannung lebende j\u00fcdische Volk:<\/p>\n\n\n\n
\u00bbBaut euch H\u00e4user und richtet euch darin ein! Legt euch G\u00e4rten an! Seid um das Wohl der St\u00e4dte besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet f\u00fcr sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch euch gut.\u00ab<\/p>\n\n\n\n
Hier ist keine Rede von \u201cBetet, dass ihr so schnell wie m\u00f6glich wieder aus diesem Loch rauskommt! Nein, lasst euch nieder und seid dieser Stadt ein Segen\u201d, richtet Gott seinem Volk aus. So lie\u00df ich Gott nach und nach meine Sichtweise ver\u00e4ndern – und erlebte so einiges Erstaunliches!<\/p>\n\n\n\n Letzten Sommer kam mir ein verr\u00fcckter Gedanke: \u201cWarum die Bibel nicht ganz <\/em>w\u00f6rtlich nehmen und einen Garten anlegen?\u201d Ich wusste, schon n\u00e4chsten Sommer werde ich wahrscheinlich nicht mehr in Rostock sein. Und dennoch entschied ich mich, einen Garten anzupflanzen. Ich erbat mir die Erlaubnis von meiner Wohnungsgenossenschaft, ein Beet im Hinterhof mit Kr\u00e4utern zu bepflanzen. Die Idee dahinter war, dass sowohl die Nachbarschaft als auch die umherschwirrenden Insekten einen Nutzen aus den bl\u00fchenden K\u00fcchenkr\u00e4utern ziehen sollten.<\/p>\n\n\n\n Und aus dem einfachen Akt des G\u00e4rtnerns wurde eine neue geistliche Haltung: Ich bin hier, wo Gott mich gerade gepflanzt hat und bin anderen ein Segen, wo auch immer ich kann.<\/p>\n\n\n\n So entschied ich mich, auch, oder gerade in dieser kurzen Zeit, festes Mitglied in einer lokalen Gemeinde zu werden. Ich stieg in die Pfadfinderarbeit ein, und wenn es \u201cnur\u201d drei Jahre sein sollten, die ich darin investiere. Ich machte meine Wohnung zum gem\u00fctlichsten Ort der Welt und lud Leute zu mir ein. Ich las die Geschichte der Stadt nach. Ich lernte die Menschen hier kennen. Und pl\u00f6tzlich bin ich gl\u00fccklich, in Rostock zu leben!<\/p>\n\n\n\n Interessanterweise hatte auch Jesus ziemlich genau drei Jahre Zeit f\u00fcr seine weltbewegende Mission. Das mit dem Welt-Retten \u00fcberlasse ich gerne Jesus. \ud83d\ude42 Aber ich kann ihn nachahmen in seiner Art, wie er auf der Erde lebte. Jesus war nicht den ganzen Tag damit besch\u00e4ftigt, Predigten zu halten und Menschen zu heilen. Er verbrachte t\u00e4glich viele Stunden damit, einfach mit Gott zu reden. Oft treffen wir ihn beim gemeinsamen Essen mit Freunden oder beim Feiern an. Wo er auch ging, hinterlie\u00df er Spuren des Segens f\u00fcr alle um sich herum.<\/p>\n\n\n\n Beim letzten \u201cUrlaub\u201d in Kroatien fiel mir auch ein weiterer Aspekt dieser Wurzellosigkeit auf, die sich, wie ich meine, in unsere Gesellschaft eingeschlichen hat.<\/p>\n\n\n\n Ich befand mich auf einer traumhaften Insel, umgeben von t\u00fcrkisblauem Meer und bewaldet mit duftenden, smaragdgr\u00fcnen Kiefern. <\/p>\n\n\n\n Am Strand fielen mir die vielen leeren Bierdosen und Plastikbecher auf.<\/p>\n\n\n\n “Ich befand mich auf einer traumhaften Insel, umgeben von Meer und Kiefernwald…”<\/em><\/p>\n<\/div><\/div>\n\n\n\n \u201cKlar, mit einem Ort, zu dem man nicht wirklich geh\u00f6rt, braucht man auch nicht so achtsam umzugehen. In ein paar Tagen ist man ja schon wieder weg.\u201d <\/p>\n\n\n\n Ich nenne es das \u201cTouristen-Syndrom\u201d: wenn wir keine wahre, tiefere Beziehung zu einem Ort haben, dann ist es uns auch nicht so wichtig, was mit den Menschen und der Umwelt dort geschieht. Was uns nicht geh\u00f6rt, das halten wir auch nicht so in Ehren, wie unser Eigentum.<\/p>\n\n\n\n Kann es sein, dass sich diese innere Haltung ein St\u00fcck weit auch auf unser allt\u00e4gliches Leben ausgeweitet hat? Wir leben in einer Wegwerf-Gesellschaft, in einer Kultur, die sich nicht gerne festlegt und bindet. Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht schwer, uns auch selbst in dieser Haltung zu erkennen – mich selbst eingeschlossen. <\/p>\n\n\n\n Wieso das Klima sch\u00fctzen, wenn mich die negativen Folgen des Klimawandels ja nicht mehr treffen werden? Wozu sich sorgen machen um die bedrohte Vogelwelt? Sch\u00f6n, dass es Menschen gibt, die sich auch um so etwas k\u00fcmmern, aber mich m\u00fcssen solche Dinge nicht besch\u00e4ftigen. Warum in \u201cWeltliches\u201d investieren, wenn Gott uns eines Tages sowieso zu sich in den Himmel holen wird? Lohnt es sich, meine Zeit an Beziehungen, an Menschen zu \u201cverschwenden\u201d, von denen ich keinen Nutzen habe? <\/p>\n\n\n\n Wer keine tiefe Beziehung zu einem Ort und den Menschen hat, dem ist ihr Wohlergehen egal. Das hat soziale, wie auch \u00f6kologische Konsequenzen!<\/p>\n\n\n\n Es gibt einen sehr treffenden Bibelvers, der die Dinge wieder in die richtige Perspektive r\u00fcckt. Da sagt Gott zu den Israeliten \u201c…ihr seid bei mir wie G\u00e4ste, denen das Land nur zur Nutzung \u00fcberlassen wurde.\u201d<\/p>\n\n\n\n Wir sind G\u00e4ste in Gottes wundersch\u00f6nen Welt. Wir d\u00fcrfen ihren Reichtum genie\u00dfen. Aber Gott hat uns auch die Verantwortung gegeben, den \u201cGarten zu pflegen und zu sch\u00fctzen\u201d (siehe 1. Mose 2,15). Er hat sich entschieden, uns hier \u201ceinzupflanzen\u201d, damit wir dort, wo wir sind<\/em>, ein Segen sein k\u00f6nnen, in jedem Bereich des Lebens.<\/p>\n\n\n\n Auch hier ist Jesus uns ein wunderbares Vorbild. (siehe dazu Matth\u00e4us 14, 13-21) <\/p>\n\n\n\n Er hatte tiefes Mitleid mit den Menschen um sich herum, lie\u00df sich bewegen von ihren Schicksalen. Gleichzeitig wusste er auch, wann es Zeit war, sich zur\u00fcckzuziehen und in der Einsamkeit, bei Gott zur Ruhe zu kommen. Er kannte die Kultur seines Umfeldes, war tief in ihr verwurzelt. Er las die heiligen Schriften und diskutierte gerne mit den j\u00fcdischen Gesetzeslehrern, grenzte sich in strittigen Fragen aber auch klar ab. Jesus hatte gute Freunde, mit denen er immer wieder Zeit verbrachte (wie zum Beispiel Maria, Marta und Lazarus). Er konnte feiern und Gottes gute Gaben dankbar genie\u00dfen. Doch verschwendete er nichts davon. Als nach der Speisung der 5000 noch Essensreste \u00fcbrigblieben, ordnete er seinen J\u00fcngern an, diese einzusammeln. <\/p>\n\n\n\n Mit seinem Leben zeigt Jesus, was es hei\u00dft verwurzelt zu leben, und gleichzeitig mit den Augen des Himmels zu sehen.<\/p>\n\n\n\n Dann k\u00f6nnen wir mit Stolz sagen: wir sind ganz Himmelsb\u00fcrger, aber wir sind auch ganz Erdenb\u00fcrger. Wir bringen ein St\u00fcck Himmel auf die Erde, in dem wir tiefe Wurzeln schlagen, wo Gott uns gepflanzt hat: durch Beziehungen vor Ort, durch Sorge f\u00fcr Gottes Sch\u00f6pfung, durch geerdetes Gottvertrauen und durch unseren segensreichen Einfluss an gerade diesem Ort<\/em>.<\/p>\n\n\n\n Und wenn Gott mich dann doch wieder umpflanzen sollte, schlage ich eben wieder neue, tiefe Wurzeln. Denn das Grundwasser – Gottes Gegenwart – ist gleich an jedem Punkt der Erde. Dann sind wir, wie der Psalmist so sch\u00f6n sagt, wie \u201cein Baum, der am Wasser steht; Jahr f\u00fcr Jahr tr\u00e4gt er Frucht, sein Laub bleibt gr\u00fcn und frisch.\u201d<\/p>\n\n\n\n Wir alle sind heute mehr oder weniger von dem, wie ich es gerne nenne, “Touristen Syndrom” befallen. Dies hat Auswirkungen darauf, wie wir andere und die Umwelt behandeln, und es bestimmt unser eigenes Wohlbefinden. Aber Jeus hat etwas radikal anderes vorgelebt… F\u00fcr mich begann diese Entdeckung mit einem 3000 Jahre alten Brief und dem einfachen Akt des G\u00e4rtnerns… [6 Min. Lesezeit]<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":1518,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"nf_dc_page":"","_jetpack_memberships_contains_paid_content":false,"footnotes":""},"categories":[132,264],"tags":[319,585,586,451,339,584,571,587,580,387],"class_list":["post-1515","post","type-post","status-publish","format-standard","has-post-thumbnail","hentry","category-home-de","category-persoenliche-berichte","tag-bibel","tag-einfach-leben","tag-glucklich","tag-jesus","tag-kroatien","tag-mimimalismus","tag-nachhaltig-leben","tag-plastik","tag-tourist","tag-umwelt"],"jetpack_featured_media_url":"https:\/\/i0.wp.com\/plentiful-lands.com\/wp-content\/uploads\/2020\/06\/anna-hliamshyna-VDR-uVIHP_8-unsplash-scaled.jpg?fit=1920%2C2560&ssl=1","jetpack_shortlink":"https:\/\/wp.me\/pbc3oR-or","jetpack_sharing_enabled":true,"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1515","targetHints":{"allow":["GET"]}}],"collection":[{"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=1515"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/1515\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/media\/1518"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=1515"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=1515"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/plentiful-lands.com\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=1515"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}<\/figure><\/li>
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Mein Garten<\/h3>\n\n\n\n
Das \u201cTouristen-Syndrom\u201d<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
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Dazugeh\u00f6ren<\/h3>\n\n\n\n
Alltagsheld Jesus<\/strong><\/h3>\n\n\n\n
Himmel auf Erden<\/h3>\n\n\n\n