7 Ideen um Sabbat Praktisch zu Leben
In meinem vorherigen Beitrag sprach ich darüber, wie ich das Prinzip des Sabbats wiederentdeckte, während ich auf einem Apfelhof arbeitete. Die Fruchtbarkeit der Natur ist in der Tat nur durch dieses göttliche Prinzip möglich. Das ist keine Magie, das ist Naturwissenschaft, die sich ein kreativer, intelligenter Schöpfer ausgedacht hat.
In der jüdischen Tora lesen wir, dass Gott Sabbatruhe für Menschen, Tiere (2. Mose 20, 8-11) und die Natur (3. Mose 25,1-4) gleichermaßen verordnet hat! So wie die Natur Ruhe braucht, um reichlich Frucht zu bringen, brauchen auch unser Körper, Geist und Seele Ruhe.
Oft merken wir es erst, wenn es schon spät ist. Wenn wir Kopfschmerzen haben und erschöpft sind, wenn unser Körper krank und unsere Seele müde ist. Wir leben in einer schnelllebigen, stressigen Welt. Von uns wird viel erwartet, noch mehr erwarten wir von uns selbst und unseren geschundenen Körpern und Seelen. Wenn du nur mal einen Blick auf die Art von Büchern wirfst, die unsere Buchhandlungen füllen, wirst du ein Buch nach dem anderen finden, dass sich mit psychischer Hilfe, Yoga, Achtsamkeit, Burn-out, Depression etc. beschäftigt… ganz zu schweigen von all den gesundheitlichen Problemen, für die wir Hilfe suchen.
In unserer modernen Welt stehen wir vor einer Epidemie der Unruhe und Unzufriedenheit. Doch die Lösung ist so einfach wie wirksam!
Ruhe.
Ein Beispiel setzen
Gott lebte es uns von Anfang an vor, indem er nach 6 Tagen kreativer Arbeit einen freien Tag nahm. Der Schöpfer allen Lebens ruht aus! Wie viel mehr müssen wir uns dann ausruhen?
Derjenige, der uns erschaffen hat, weiß, wie leicht wir abgenutzt und müde werden und wie dringend wir eine solche Ruhe brauchen. Aber im neuen Testament, wenn wir sehen, wie Jesus diesen Grundsatz ausgelebt hat, wird deutlich, dass es beim Sabbat um so viel mehr geht, als einem Regelwerk zu folgen und einen Tag pro Woche untätig herumzusitzen.
Sabbat bedeutet eher, eine Denkweise zu haben, die weiß, wie und wann man aufhören muss. Die weiß, wie man das Leben und all seine Schönheit wirklich genießen kann. Die weiß, wann man arbeiten und wann man sich ausruhen muss. Und die Menschen, Tiere und Natur wertschätzt, auch über den Drang hinaus, “effizient” zu sein und von dem, “was von uns erwartet wird”.
In der Zeit Jesu wurde von den Menschen erwartet, dass sie sich an die strengen Sabbatregeln halten, die den Menschen von religiösen Führern (nicht von Gott) auferlegt wurden. Aber Jesus wusste sehr wohl, dass Gott keine Regeln geschaffen hat, um uns zu fesseln und einzuschränken. Wie er bemerkte, “wurde der Sabbat für die Menschen geschaffen; nicht der Mensch für den Sabbat“! Er wusste, dass wir Ruhe und auch Freiheit von allen Erwartungen des Lebens brauchten!
Befreiende Wahrheiten
Heute erwarten die Menschen von uns, dass wir immer produktiv, effizient, freundlich und gesund zugleich sind. Unsere Mainstream-Wirtschaft setzt voraus, dass wir die Natur ausbeuten und lässt uns glauben, dass endloses Wirtschaftswachstum möglich und notwendig ist. Aber dieses göttliche Sabbat-Prinzip, das wir in der Natur so deutlich sehen, ruft uns auf, diese Erwartungen loszulassen und in einer Weise zu ruhen, die unsere Kraft nährt und uns Freude bereitet, unabhängig davon, was die Gesellschaft von uns erwartet. Und, wie du entdecken wirst, setzt es den Rahmen für soziale und ökologische Gerechtigkeit in einem weiteren Sinne!
Wie also setzen wir das Prinzip des Sabbats in die Praxis um? Hier möchte ich dir 7 praktische Ideen geben, wie man den Sabbat praktisch leben kann.
1. Nimm dir einen Tag frei
Es ist so einfach, aber wir übersehen es oft: Wir brauchen mindestens einen freien Tag pro Woche! Das ist in unserer DNA, so war es von Anfang an für uns gedacht. Für die meisten von uns ist dies in der Regel Sonntag, aber selbst wenn du sonntags arbeiten musst, kannst du dir wahrscheinlich an einem anderen Tag der Woche frei nehmen. Wenn wir uns nicht mindestens einmal in der Woche einen Tag frei nehmen und uns entspannen, werden wir bald die Folgen an Körper, Geist und Seele spüren.
Und was tun am Sabbat? Das hängt sehr davon ab, was du gerne tust und wobei du entspannen kannst! Denn wie ich bereits gesagt habe, wurde der Sabbat für uns gemacht, damit wir ihn genießen und aus ihm Kraft schöpfen können. Für mich persönlich ist es auch eine Art und Weise, wie ich Gott als Erfinder des Sabbats ehren möchte. Für mich ist eine Zeit, um mich wieder mit meinem Schöpfer zu verbinden, Zeit in der Natur zu verbringen, Dinge zu tun, die ich wirklich gerne tue, und Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen. Und vor allem: Ich muss mich nicht schuldig fühlen, weil ich sonntags nicht “produktiv” bin! Ich tue, was ich tun muss von Montag bis Samstag, aber von Samstagabend bis Sonntagabend* Ich bin völlig frei und offline von Sozialen Medien. Und ich liebe es!
Am Ende ist der Sabbat auch ein Tag des Feierns. Und was gibt es Besseres, um den Sabbat zu feiern, als mit einem guten Essen, das mit Freunden gegessen wird? Ich nehme mir gerne sonntags die Zeit, mit Freunden zu kochen oder manchmal sogar auswärts zu essen. Ein gutes Essen ist ein Segen von Gott, ein Grund, dankbar zu sein und mit Familie, Freunden und Nachbarn zu feiern, auch wenn es nur ein “normaler” Sonntag ist!
2. Herunterfahren
Sabbat ist auch eine Zeit, um das Tempo herunterzufahren und nachzudenken. Lustigerweise habe ich festgestellt, dass Gehen eine gute Art für mich ist, mein Tempo herunterzufahren! Normalerweise wirst du mich nie ohne mein Fahrrad sehen, wenn ich draußen bin. Ich möchte mein Ziel so schnell wie möglich erreichen, bin immer etwas in Eile… Bis ich eines Tages den Segen des entspannten Gehens entdeckte. Also, anstatt Fahrrad zu fahren wie immer, entscheide ich mich sonntags bewusst, zu gehen (wenn möglich). Es hilft mir, buchstäblich langsamer zu werden und die Welt um mich genauer zu betrachten.
Das hat für mich wirklich gut funktioniert. Für dich könnte das Tempo herunterfahren ein bisschen anders aussehen. Wichtig ist, dass der Sabbat nicht wieder zu einer Reihe von Regeln wird, die es zu befolgen gilt, sondern zu einer Haltung, die unsere Seele durchdringt und es uns ermöglicht, den Moment zu genießen.
3. Sabbat für Tiere
Wie ich bereits sagte, galt der Sabbat in der Tora auch für die Tiere. Sehr wahrscheinlich bist du selbst kein Landwirt, der Tiere hält. Aber als Verbraucher haben wir die Möglichkeit, Fleisch, Milchprodukte und Eier aus Betrieben zu wählen, in denen Tiere mit Würde und Respekt behandelt wurden. Auch das ist eine Möglichkeit, das Prinzip des Sabbats auszuleben!
4. Sabbat für die Natur
Dies war ein zentrales Prinzip in der traditionellen jüdischen Landwirtschaft. Und heute erlebt es eine Renaissance. Sabbath sollte das Land für eine gewisse Zeit ruhen lassen, damit es sich selbst regenerieren und Nahrung und Lebensraum für Wildtiere bieten konnte. Seit den 1970er Jahren sind 60% aller Wildtiere auf der Erde verloren gegangen! Das liegt auch daran, dass die Menschen das Prinzip des Sabbats für das Land vernachlässigt haben. Wildtiere brauchen Lebensraum, und solche brachliegenden, wilden Lebensräume werden immer seltener. Heute werden wir uns dieser Probleme vermehrt bewusst, und Landwirte werden ermutigt, auch mehr an die Tierwelt zu denken.
Aber wenn du selbst kein Landwirt bist, kannst du Lebensmittel wählen, die nachhaltig und im Einklang mit dem Rest der Natur produziert wurden, wie z.B. Lebensmittel aus der ökologischen oder regenerativen Landwirtschaft.
Wenn du einen Garten hast, kannst du dieses Prinzip dort direkt in die Praxis umsetzen. Du kannst zum Beispiel einen Teil deines Gartens zu einem Rückzugsort für Wildpflanzen, Insekten, Vögel und andere Tiere erklären. Durch die Integration einer Brache in deine Fruchtfolge kannst du sogar die Fruchtbarkeit deines Bodens verbessern!
5. Soziale Gerechtigkeit fördern
Wie du im Gebot über den Sabbat in der jüdischen Tora (2. Mose 20,10) lesen kannst, ist Sabbat nicht nur für uns, unsere Tiere und unser Land gedacht. Es ist für alle Menschen gedacht – auch für diejenigen, die für uns arbeiten.
Wusstest du, dass es auch heute noch Sklaven gibt, die jetzt für dich arbeiten? Es gibt heute 27 Millionen Sklaven auf der Welt, die unsere Kleidung herstellen, in Minen Metalle für unsere Smartphones ausgraben, nach unseren Diamanten, Silber und Gold graben und unsere Schokolade und unseren Kaffee anbauen. Ich nahm an der “Sklaverei-Fußabdruck-Umfrage” teil und errechnete dadurch, dass für mich 29 Sklaven arbeiten! Ich ermutige dich, an der Umfrage unter https://slaveryfootprint.org/ teilzunehmen.
Denn die Gute Nachricht ist, dass Sklaverei durch unsere Verbraucherentscheidungen verringert werden kann!
Während wir an ausgebeutete Arbeitskräfte in fernen Ländern denken, sollten wir uns auch an all die unterbezahlten Arbeitnehmer in unserer Nachbarschaft erinnern. Das ist hier, wer sonntags arbeiten muss, die Kellnerin, die für weniger als den Mindestlohn arbeitet (und die oft nicht einmal das Trinkgeld behalten darf), der ausgebeutete Pizzalieferant, der keine andere Wahl hat, als Schwarzarbeit zu leisten und damit unter dem Mindestlohn bezahlt wird.
Für mich persönlich bedeutete die Einhaltung des Sabbats auch, sonntags nicht einkaufen zu gehen. Wenn ich mir diesen Tag frei nehmen kann, warum sollten dann die Kassierer im Supermarkt oder die Bäckereiverkäufer sonntags arbeiten… Zugegebenermaßen mache ich hier manchmal einen Kompromiss, wenn es um Restaurants und Cafés geht. Entscheide selbst, was du am Sonntag tun oder nicht tun möchtest.
6. Don’t worry, be happy
Ich wette, du hast diesen Rat schon einmal gehört: Fokussiere dich nicht auf deine Sorgen. Lass einfach los, was du sowieso nicht kontrollieren kannst! Während dies sicherlich ein guter Rat ist, um Stress und alle damit verbundenen Krankheiten zu reduzieren, fand ich es extrem schwer, ihn auch in die Tat umzusetzen. Es fällt mir manchmal immer noch schwer, aber ich denke, es ist so viel einfacher, meine Sorgen einem persönlichen, liebenden Gott zu übergeben, als mir selbst zu sagen, dass ich aufhören soll, mir Sorgen zu machen.
Jesus lädt uns zu diesem erfüllten, erholsamen und guten Leben ein:
Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! Ich quäle euch nicht und sehe auf niemand herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung. Was ich anordne, ist gut für euch, und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last. (Matthäus 11,28-30)
Es liegt an uns, wie wir auf diese Einladung reagieren werden. Aber klar ist, dass Jesus immer liebevoll, bejahend und geduldig mit uns ist. Ich glaube aufrichtig an ihn, und diese Beziehung hat mein Leben verändert (und verändert es immer noch).
7. Entdecke die Rhythmen der Natur wieder
Vielleicht ist der beste Weg, um den Sabbat zu leben, in die Natur zu gehen. Dort ihre Schönheit zu bewundern. Ihre Ruhe und Macht zu spüren.
Es gibt etwas wunderbar Beruhigendes an den Rhythmen der Natur. Ich liebe es, den Wechsel der Jahreszeiten, Sonnenlicht und Gezeiten zu erleben! Es zeigt mir, dass es Ordnung und Sinn in der Natur gibt.
Der Wechsel von Tag zu Nacht, von Winter über Frühling über Sommer bis Herbst erinnert mich auch daran, dass das Leben endlich ist. Es relativiert die Dinge wieder, da ich begreife, dass ich nur für einen kurzen Aufenthalt hier bin und dass das ganze Leben einfach Gnade von Gott ist.
Die Natur hat alle Antworten. Nicht, weil sie zufällig dort sind, sondern weil der Schöpfer sie liebevoll dort gelassen hat, damit wir sie finden können. Letztendlich lädt sie uns ein, wahre Ruhe in dem zu finden, der uns vollkommenen Frieden geben kann.
Erfülltes Leben
Diese 7 Ideen, wie man den Sabbat ausleben kann, haben mein Leben bereichert. Natürlich klappt es bei mir nicht immer reibungslos, und ich muss gestehen, dass ich oft damit kämpfe, sie tatsächlich auszuleben. Der Weg ist das Ziel, wie man sagt… Aber es ist ein Ziel, das es absolut wert ist! Das Ziel, in Harmonie mit der Natur, den Menschen und Gott zu leben und durch den Sabbat Ruhe und Fülle zu entdecken.
Ich hoffe, du findest deinen ganz eigenen Weg, den Sabbat zu feiern und zu leben. Schreib doch gerne einen Kommentar: Feierst du den Sabbat? Wie lebst du dieses Prinzip in deinem Leben aus?
*Nach jüdischer Tradition beginnt ein Tag am Abend und endet am nächsten Abend. Das gibt mir die Freiheit, Samstagabende mit Freunden oder Familie zu genießen und mich am Sonntagabend langsam auf die kommende Woche vorzubereiten.
1 thought on “7 Ideen um Sabbat Praktisch zu Leben”