Konventionelle vs. Ökologische Landwirtschaft: Biodiversität
Auf welche Weise beeinflusst die Landwirtschaft unsere Umwelt und unser tägliches Leben? Lese hier die Einleitung zu dieser Serie. Teil 1 befasste sich mit dem Thema Wasser, während sich Teil 2 auf die Bodenfruchtbarkeit unter ökologischer vs. konventioneller Landwirtschaft konzentrierte.
Während ich diese Zeilen schreibe, schaue ich auf die Kirschbäume im Garten meines Nachbarn. Sie sind gerade in voller Blüte, der Wind trägt ihren süßen Duft zu mir. Die Luft vibriert vom Summen der Bienen und Hummeln, Schmetterlinge zieren die zarten, weißen Blüten in fröhlicher Farbenvielfalt. Im Hintergrund höre ich die Vögel singen. Welch ein freudiger Anblick!
Mein lieber Leser, in diesem Beitrag soll es nicht einfach nur um einen romantischen Anblick in meinem Garten gehen. Es geht um die Grundlage unserer Existenz. Darum, dass wir nur ein Mitgeschöpf unter der Vielfalt und Schönheit sind, die auf dieser Erde existiert. Es geht um Biodiversität.
Warum ist Biodiversität wichtig?
Biodiversität steht für die Vielfalt der Arten auf der Erde. Wahrscheinlich haben die meisten von euch vom Artensterben gehört, das in den letzten Jahrzehnten zu beobachten war. Es ist die Tragödie unserer Vögel, Insekten, Säugetiere, Fische, Pflanzen… Zwischen 1970 und 2016 haben wir einen Rückgang der Wildtierpopulationen um 60% erlebt.
Obwohl die biologische Vielfalt für die Stabilität unserer Ökosysteme im Allgemeinen von grundlegender Bedeutung ist, gibt es vier direkte Vorteile, die wir aus der Vielfalt des Lebens auf der Erde ziehen. Diese sogenannten Ökosystemleistungen sind:
- Produktion von Sauerstoff, Prozesse wie die Bodenbildung, für die viele Organismen unentbehrlich sind
- Bereitstellung von Nahrung, Trinkwasser oder Pflanzen für den menschlichen Gebrauch (denke zum Beispiel an die Bestäubung durch Bienen, die etwa 1/3 unseres Nahrungsangebots ausmacht)
- Schutz vor den Auswirkungen von Tsunamis, Überschwemmungen oder Erosion und Regulation des Klimas
- kultureller Wert, da die Menschen in vielfältigen, natürlichen Landschaften Erholung finden
Landwirtschaft vs. Biodiversität?
Die Landwirtschaft wird oft für den Biodiversitätsverlust verantwortlich gemacht, den wir derzeit erleben. Allein in den letzten 30 Jahren sind 75% der Insektenbiomasse aus unseren Landschaften verschwunden.
Ironischerweise ist die Landwirtschaft gleichzeitig auf die biologische Vielfalt angewiesen, um weiter zu funktionieren! Landwirte brauchen Bienen und andere Insekten zur Bestäubung, Insekten brauchen Unkraut, und Unkraut braucht seinen Platz unter aggressiven Herbiziden und Kulturpflanzen. Es ist ein Teufelskreis. Aber letzten Endes müssen wir zugeben, dass wir nur dann leben können, wenn wir das Wohl allen Lebens auf der Erde suchen.
Lösungen
Angesichts der Tatsache, dass Ökolandwirte keine Herbizide zur Unkrautvernichtung einsetzen, sollten wir in der Lage sein, einen Unterschied in der Artenvielfalt auf biologisch bewirtschaftetem Ackerland zu erkennen. Schließlich brauchen Insekten und Vögel Unkräuter zum leben, und viele Vögel wiederum ernähren sich von Insekten.
Kann die ökologische Landwirtschaft also etwas gegen den Verlust der Biodiversität tun?
Laut der Studie (1) kann sie das. Unter ökologischer Bewirtschaftung war die Artenzahl der Unkräuter auf Ackerland um 95% höher, die der Feldvögel um 35% und die der Insekten um 23%. Insgesamt zeigten 86% (Flora) und 49% (Fauna) der verglichenen Fälle deutliche Vorteile durch den ökologischen Landbau. Dennoch weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass die Landschaftsstruktur im Allgemeinen einen erheblichen Einfluss auf die Biodiversität, insbesondere auf die Fauna, hat.
Daher kann der biologische Landbau allein nicht alle unsere Probleme lösen. Wir müssen unsere Beziehung zur Landwirtschaft und zur Umwelt neu überdenken. Wir müssen neu überdenken, wie viel wir der Natur entnehmen und wie wir in Harmonie mit dem Rest dieser schönen Schöpfung leben können. Und wir müssen neu überdenken, was Essen, was Landwirtschaft wirklich ist. Bis dahin ist die ökologische Landwirtschaft sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, wenn es um die Erhaltung der biologischen Vielfalt geht!
In Teil 4 dieser Serie werden wir untersuchen, ob die biologische oder die konventionelle Landwirtschaft den Klimawandel besser bekämpfen kann. Es wird eine interessante Diskussion werden, also verpasse sie nicht!
In meinem Artikel Sag mir wo die Blumen sind schreibe ich über die Erkenntnisse meiner Bachelorarbeit, in der ich die Bedeutung von Ackerunkräutern für die Artenvielfalt erkundet habe. Unkraut kann mehr als nur Probleme bereiten. Es ist immens wichtig für das Überleben von Insekten, Vögeln etc… Und letzten Endes auch für unser Überleben auf dem Planeten!
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(1) Sanders J, Hess J (Hrsg.) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 364 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1547040572000
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