Konventionelle vs. Ökologische Landwirtschaft: Ressourceneffizienz

Auf welche Weise beeinflusst die Landwirtschaft unsere Umwelt und unser tägliches Leben? Lese hier die Einleitung zu dieser Serie. Teil 1 befasste sich mit dem Thema Wasser, während sich Teil 2 auf die Bodenfruchtbarkeit unter ökologischer vs. konventioneller Landwirtschaft konzentrierte. In Teil 3 gingen es um Biodiversität, während wir in Teil 4 über Klimaschutz und Landwirtschaft sprachen. Im letzten Teil untersuchten wir, wie gut die Landwirtschaft an den Klimawandel angepasst ist.

Da Ressourcen in unserer konsumorientierten Welt immer knapper werden, wird es immer wichtiger, weise mit ihnen umzugehen. Grundsätzlich sollten Ressourcen, um nachhaltig zu sein, erneuerbar und so effizient wie möglich genutzt werden.

Auch die Landwirtschaft nutzt viele Ressourcen: natürliche sowie menschengemachte Ressourcen.

Eine wichtige landwirtschaftliche Ressource sind Düngemittel, hauptsächlich Stickstoffdünger. Die konventionelle Landwirtschaft ist auf einen hohen Input an synthetischem Stickstoff angewiesen. Diese Düngemittel werden mit fossilen Brennstoffen im sogenannten Haber-Bosch-Verfahren hergestellt. Im Grunde bedeutet dies, dass die konventionelle Landwirtschaft stark von einer nicht erneuerbaren Energiequelle für den Anbau abhängig ist. Der ökologische Landbau verwendet keine synthetischen Düngemittel.

Was der ökologische Landbau hingegen schaffen will, sind geschlossene Nährstoffkreisläufe.

Die Natur nachahmen

Im Idealfall würde ein geschlossener Nährstoffkreislauf wie folgt aussehen:

Bildnachweis: entnommen von USDA NRCS & NSTA (2010) mit IAN/UMCES Symbols

Alle natürlichen Ressourcen, alle Nährstoffe, die dem Betrieb in der Form von Lebensmitteln entzogen werden, sollten schließlich an den Betrieb zurückgegeben werden. So funktioniert die Natur: Nichts wird verschwendet!

Immer wenn die Menschen dem Beispiel der Natur nicht folgten, entstanden Probleme. Zum Beispiel durch Stickstoffauswaschung durch den übermäßigen Einsatz von synthetischen Düngemitteln, die unser Wasser vergiftet, wie ich in Teil 1 dieser Serie erläutert habe. Oder durch unsere Abhängigkeit von endlichen Ressourcen wie fossilen Brennstoffen und mineralischem Phosphor, um unsere Nahrung anzubauen!

Ein weiterer Dünger, von dem die konventionelle Landwirtschaft abhängig ist, ist Phosphor, ein essenzielles Element für Pflanzen. In den letzten Jahrzehnten haben wir Phosphor für Düngemittel abgebaut, aber diese Minen werden in absehbarer Zeit erschöpft sein. Wissenschaftler  prognostizieren, dass “bei dem derzeitigen Verbrauch in etwa 80 Jahren keine Phosphorreserven mehr da sein werden, und der Verbrauch wird nicht auf dem aktuellen Niveau bleiben wird.”

Das ist ein sehr düsteres Szenario, aber wenn wir den Prinzipien der Natur folgen würden, müsste es nicht so sein!

Was machen Öko-Landwirte?

Öko-Landwirte verwenden organische Düngemittel: tierischen Mist und Kompost anstelle von synthetischen Düngemitteln. Konventionelle Landwirte verwenden teilweise auch organische Düngemittel, aber sie verwenden zusätzlich synthetische Düngemittel.

Ohne den Einsatz synthetischer Düngemittel können Ökolandwirte niemals das Ertragsniveau der konventionellen Landwirtschaft erreichen. Die Erträge in der konventionellen Landwirtschaft sind im Durchschnitt um 25 % höher.

Die Frage ist nun, welches landwirtschaftliche System in Bezug auf die Verwendung von Stickstoff und Energie effizienter ist. Um diese Frage zu beantworten, werden wir uns noch einmal die Zahlen einer aktuellen wissenschaftlichen Studie* ansehen.

Was den Input (= z. B. Düngemittel) von Stickstoff und Energie betrifft, so sind sie im ökologischen Landbau viel geringer. Logisch, da Öko-Landwirte die energieintensiven synthetischen Stickstoffdünger nicht verwenden. Folglich waren der Output an Stickstoff und Energie (=Ernteprodukte) aufgrund niedrigerer Erträge auch im ökologischen Landbau niedriger.

Die Schlüsselfrage ist: Wie hoch ist die Differenz zwischen Input und Output? Oder anders formuliert: wie viele Ressourcen wurden verschwendet? Im Idealfall wäre der Unterschied zwischen Input und Output Null. Der Kreislauf ist geschlossen: es wird so viel Stickstoff vom Feld weggenommen, wie zuvor eingesetzt wurde, um sicherzustellen, dass nichts verschwendet wird und nichts ins Grundwasser gelangt. Grundwasserkontamination mit übermäßigem Stickstoff ist oft ein Problem, das sowohl die Umwelt und unsere Gesundheit schädigt, als auch sehr ineffizient ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Differenz zwischen Input und Output in den ökologischen Versuchsvarianten der Studie deutlich geringer war (um 40 bis 70 %). Das bedeutet, dass Stickstoff und Energie in der ökologischen Landwirtschaft effizienter eingesetzt werden als in der konventionellen Landwirtschaft. Und Öko-Betriebe sind noch effizienter, wenn man sie aus einer langfristigen Perspektive betrachtet. Stickstoff aus organischem Dung wird im Boden gelagert und langsam über die Zeit freigesetzt. Dadurch wird sichergestellt, dass Stickstoff nicht so schnell ins Grundwasser ausgewaschen wird und dass Pflanzen langfristig den Stickstoff bekommen, den sie benötigen. Anders als die kurzfristig wirksamen synthetischen Stickstoffdünger, liefert ein fruchtbarer Boden langsam und stetig Stickstoff nach.

Welche Skala wurde in der Studie angewendet?

Das ist eine wichtige Frage. In der Studie wurde die Flächenskala angewandt, was bedeutet, dass die Input-/Output-Bilanzen pro Fläche und nicht pro Kilo oder Tonne Ertrag gemessen wurden. Wenn die Ertragsskala angewendet wird, könnte die konventionelle Landwirtschaft ressourceneffizienter sein, da sie höhere Erträge liefert.

Die Diskussion darüber ist sehr ähnlich zu der, die wir in dem Artikel über den Klimaschutz hatten. Dort kannst du nochmals meine Betrachtungsweise zu wahrer Effizienz nachlesen. Schließlich müssen wir uns fragen: Was nützt ein “effizientes” Landwirtschaftssystem, wenn es auf nicht erneuerbaren Ressourcen aufbaut, die uns in ein paar Jahrzehnten ausgehen werden? Das ist per se nicht nachhaltig.

Die Ressourcen auf diesem Planeten sind begrenzt. Wir müssen sie gut gebrauchen! Foto von Luca Bravo auf Unsplash

Ressourcen auf unserem Planeten sind endlich. Wir müssen sie klug benutzen!
Foto von Luca Bravo

Ein hoffnungsvoller Ausblick

Zusammenfassend können wir sagen, dass Stickstoff und Energieeffizienz unter ökologischem Management besser sind. Die Tatsache, dass die Input-Output-Bilanz selbst im ökologischen Landbau nicht gleich null ist, zeigt uns jedoch, dass noch mehr getan werden muss, um die Effizienz der Landwirtschaft zu verbessern. Mit anderen Worten, dieses ideale Bild der Kreislaufwirtschaft, das ich am Anfang gemalt habe, ist oft noch nicht real.

Selbst wenn man nur tierischen Mist und Kompost als Dünger verwendet, wären wir immer noch nicht in der Lage, alle Nährstoffe zurückzubekommen, die Sie mit der Ernte aus dem System entfernt wurden. Was fehlt, auch im ökologischen Landbau?

Schließen der Nährstoffkreisläufe

a) Reste von den Lebensmitteln, die wir gekauft haben (wie Schalen, Blätter, Kerne usw.), werden nicht immer kompostiert. Stattdessen landen sie oft auf Deponien statt in der Form von Kompost auf dem Acker! Daher sollten alle unsere organischen Abfälle konsequent gesammelt und kompostiert werden.

b) Wenn wir die Nahrung verdauen, die wir essen, scheiden wir unweigerlich einige der Nährstoffe aus, die wir nicht verwenden konnten. Um wirklich einen geschlossenen Nährstoffkreislauf zu haben, müssten menschlicher Urin und Fäkalien als organische Düngemittel wieder ins System zurückkehren (natürlich mit voriger Abtötung von Krankheitserregern). Leider erlauben die EU-Vorschriften die Verwendung von Klärschlamm in ökologischen Betrieben derzeit nicht. Das wird sich in Zukunft ändern müssen, vor allem im Hinblick auf unsere abnehmenden Phosphorreserven und unserer gleichzeitigen Verschwendung von Phosphor im Abwasser!  

Dennoch ist Öko eindeutig die umweltfreundlichere Art der Landwirtschaft im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft. Hoffentlich können wir bald alle Nährstoffkreisläufe schließen und noch effizienter und im Einklang mit der Natur wirtschaften. Bis dahin empfehle ich, dass wir so viel wie möglich ökologisch erzeugte Lebensmittel wählen.

In Teil 7 dieser Serie wird darum gehen, ob Tiere auf Öko-Betrieben wirklich “glücklicher” und gesünder sind oder nicht.


*Sanders J, Hess J (eds) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 364 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1547040572000 

*organische Düngemittel fördern die Bodenfruchtbarkeit im Allgemeinen

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