Ökologische vs. Konventionelle Landwirtschaft: Wasser
Auf welche Weise beeinflusst die Landwirtschaft unsere Umwelt und unser tägliches Leben? Und wie unterscheiden sich ökologische und konventionelle Landwirtschaft? Lies hier die Einführung zu dieser Serie.
Zurück zu den Wurzeln
Ein malerisches, verschlafenes Städtchen in Süddeutschland. Liebevoll wird es “Stadt der Brunnen” genannt, und wenn man einmal durch seine Straßen geht, verseht man auch warum. Brunnen, Brunnen, Brunnen, in jedem Winkel des Städtchens! Alle unterschiedlich in Form und Größe und in dieser typisch süddeutschen Art mit Blumen geschmückt. Das hübsche historische Zentrum ist hauptsächlich aus Sandstein gebaut, dem vorherrschenden Gesteinsmaterial in dieser Region.
Von der Altstadt aus gehe ich raus aus der Stadt, bis ans Ende einer Straße mit blühenden Gärten, Schafen und Hühnern in den Hinterhöfen. Hier, in einem massiven Holzhaus, lebt meine Großmutter. Jedes Mal, wenn ich sie besuche, gehen wir zusammen spazieren. Noch weiter außerhalb der Stadt gehen wir an Kleingärten, Feldern und Obstgärten entlang. Während wir an einem kleinen Bach entlang zum angrenzenden Wald gehen, sprechen wir über die Vergangenheit. Wie war es früher, hier zu leben? Welche Orte hat meine Großmutter gerne besucht? Was hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Landwirtschaft verändert?
Düstere Entdeckungen
Als wir über eine winzige Brücke über den Bach gehen, zeigt meine Großmutter auf einige Felsen auf dem Boden. Ich hätte sie kaum bemerkt, wenn sie mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
“Hier”, sagt sie mir, “hat einmal jemand eine Quelle mit frischem Wasser entdeckt. Wir haben dieses Wasser im Dorf getrunken und benutzt. Aber heute ist sie keine Trinkwasserquelle mehr, weil sie verunreinigt wurde. Wir bekommen unser Wasser heute aus einer anderen Stadt.”
“Wie wurde das Wasser verunreinigt?” frage ich überrascht.
“Die Nitratwerte waren zu hoch… Das Wasser war früher sauber und gut zum Trinken. Aber dann begann man in der Landwirtschaft, synthetische Düngemittel einzusetzen.”
Teure Verluste
Irgendwie verstand ich in diesem Moment die Schwere dessen, was meine Großmutter mir gerade erzählt hatte. Der Verlust einer Trinkwasser-Quelle bedeutet nicht nur, dass man sauberes Wasser auf eine teurere, kompliziertere Weise in die Haushalte bringen muss. Es bedeutet, dass die Umwelt, in der wir leben, einen fast unwiederbringlichen Schaden erlitten hat. Die Folgen davon betreffen jedes Lebewesen, jede Pflanze, die in und um diesen Bach herum lebt. Und den Menschen mit eingeschlossen.
Letztendlich bedeutet es den Verlust der Unabhängigkeit. Wasser ist ein unverzichtbares Gut, auf das wir alle angewiesen sind. Wenn ein Dorf, eine Stadt oder ein Land den Zugang zu frischem Wasser verliert, bedeutet dies, dass es sich in die Abhängigkeit von anderen begibt. Bei abnehmenden Reserven an sauberem Wasser könnte dies in der Zukunft dramatische Folgen haben.
Wie ironisch, dass die “Stadt der Brunnen” nicht einmal die eigenen Einwohner mit frischem Wasser versorgen kann. Die Brunnen in der Altstadt sprudeln zwar immer noch mit dem Wasser aus der Quelle, das aber nicht zum Trinken geeignet ist. Stolz und anklagend stehen die Brunnen da.
Gewässerschutz
Nicht umsonst wird Wasser oft als Quelle des Lebens bezeichnet. Ohne Trinkwasser könnten wir nur wenige Tage überleben. Und genau so verhält es sich mit dem gesamten Leben auf der Erde: Ob Pflanzen, Insekt, Mensch oder Elefant, wir alle sind auf sauberes Wasser angewiesen. Wo Landwirtschaft ins Spiel kommt, ist durch die Düngemittel, Pestizide und Medikamente, die sie ausbringt und die dadurch in der Umwelt landen. Der Boden dient dabei als natürlicher Filter, der nicht trinkbares Regenwasser in sauberes, für den menschlichen Konsum nutzbares Grundwasser umwandelt.
Das Problem dabei ist, dass einige schädliche Substanzen, wie Nitrat, Pestizide und Antibiotika aus der Landwirtschaft diese natürliche Barriere überwinden und so in unser Trinkwasser gelangen können. Wenn das Grundwasser verunreinigt ist, führt dies nicht nur zu Gesundheitsschäden, sondern auch zu höheren Kosten für die Wasserreinigung. In Deutschland allein beziffern sich die zusätzlichen Kosten zur Wasseraufbereitung schätzungsweise auf über 700 Millionen Euro pro Jahr.
Darüber hinaus führen Stickstoff und andere Elemente, die in Seen, Meere und Flüsse gespült werden, zu Eutrophierung* und dadurch zur Zerstörung des natürlichen Gleichgewichts.
Ökologische vs. konventionelle Landwirtschaft
Da der ökologische Landbau den Einsatz von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden verbietet, weist er ein hohes Potenzial für den Schutz des Grund- und Oberflächenwassers auf. Doch was sagen Wissenschaftler dazu?
Im Durchschnitt zeigte der ökologische Landbau in den ausgewerteten Studien (1) einen um 28% reduzierten Stickstoffeintrag. Der Eintrag potenziell toxischer chemischer Substanzen wird im ökologischen Landbau verhindert, indem der Einsatz synthetischer Pestizide und Medikamente eingeschränkt oder gar verboten wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in 71% der verglichenen Fälle die ökologische Variante gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung klare Vorteile hinsichtlich der Wasserqualität aufweist.
Im zweiten Teil dieser Serie schauen wir uns den Boden näher an – besser gesagt wie Landwirtschaft die Bodenfruchtbarkeit beeinflusst und ob ökologische oder konventionelle Landwirtschaft besser ist.
Quellen:
(1) Sanders J, Hess J (Hrsg.) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 364 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1547040572000
*Eutrophierung=Anreicherung von Nährstoffen in einem Gewässer, was zum übermäßigen Algenwachstum führt
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