Was Läuft Falsch In Der Landwirtschaft?

meine persönliche reise auf der suche nach lösungen

Landwirtschaft ist ein Thema, das eigentlich jeden Menschen betrifft: wir müssen uns alle ernähren! Heute steht die Landwirtschaft vor enormen Herausforderungen, denn die Weltbevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten explosionsartig angestiegen und steigt weiterhin an, während landwirtschaftlich nutzbare Flächen eher geringer werden. In Deutschland muss heute, auch dank der Fortschritte und Intensivierung in der Landwirtschaft, keiner mehr hungern. Diese Intensivierung der Landwirtschaft hat aber auch zu großen Schäden an der Umwelt geführt, welche heute für uns sichtbarer sind denn je.

Es gibt keine leichten Antworten auf diese Herausforderungen. Gibt es dennoch Grund zur Hoffnung? Das möchte ich in dieser Serie herausfinden.

Erst vor 100 Jahren waren im Schnitt 40% der Bevölkerung Landwirte. Heute bauen rund 2% der Menschen in Deutschland unserer Nahrungsmittel an. Es hat sich also vieles geändert!

Auf der sozialen Ebene…

Die wenigsten Stadtkinder wissen heute noch wie z.B. Karotten angebaut und geerntet werden oder haben mal erlebt, wie eine Kuh gemolken wird. Somit ist es nicht verwunderlich, dass sich eine Entfremdung der Bevölkerung von den Landwirten vollzogen hat.

Die Urbanisierung hat eine Kluft geschaffen zwischen den Menschen, die in der Stadt leben, und der Landbevölkerung. Foto von Maria Teneva

In der Zwischenzeit hat sich vieles in der landwirtschaftlichen Praxis wahnsinnig verändert, sodass es noch schwieriger ist, den Menschen zu vermitteln, wie was gemacht wird, und warum es so gemacht wird. Dazu kommen gravierende Folgen auf die Umwelt, die nun an die Oberfläche treten.

Ich habe während meines Studiums und durch Kontakt zu Menschen in der Landwirtschaft erlebt, wie viel Unverständnis und Misstrauen es heute zwischen Landwirten und nicht-Landwirten gibt… Landwirte fühlen sich häufig bedrängt, angegriffen und unverstanden, während immer neue Negativschlagzeilen aus den Medien das Unverständnis der Bevölkerung für Landwirte schüren. Viele Tierhalter, beispielsweise, mussten erleben, wie extremere Tierschutzaktivisten in ihre Ställe einbrachen, oder ihnen Hass entgegengebracht wird. Und immer ist es so, dass sich die jeweiligen Gruppen als „die Guten“ verstehen, und die anderen sind „die Bösen“.

Auf der ökonomischen Ebene….

Im Bereich der Wirtschaftlichkeit und der Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich auch einiges verändert. Die Tier- und Pflanzenzucht hat über die letzten Jahrzehnte enorme Fortschritte erbracht. Während eine durchschnittliche Kuh 1980 nur ca. 4500 kg Milch je Jahr gegeben hat, gibt sie heute dank züchterischer Arbeit & Fütterung knapp 9000 kg Milch, also fast die doppelte Menge. Bei den wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturen sieht es ähnlich aus: der Weizenertrag betrug 1980 ca. 5 t/ha, während er heute bei durchschnittlich 7,5 t/ha liegt.

Und doch können Landwirte heute paradoxerweise immer schlechter von den gegebenen Preisen für landwirtschaftliche Produkte leben. Viele Landwirte geben auf, und die übriggebliebenen versuchen möglichst weit zu expandieren oder effizienter zu werden, damit der Betrieb noch irgendwie rentabel bleibt. Ein Milchviehbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise fängt ab etwa 1000 Kühen erst an rentabel zu sein. Dafür mag es verschiedene Gründe geben, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen kann, aber es bleibt festzuhalten, dass Landwirte heute unter enormen wirtschaftlichen Zwängen arbeiten.

Da wird es sich ein Landwirt zwei oder dreimal überlegen, ob er statt des Weizens, mit ca. 7,5 t/ha Ertrag, z.B. Roggen anbaut, der nur 4 t/ha erbringt, und dazu auch geringere Preise auf dem Markt erzielt. Unter anderem aus diesem Grund besteht die typische Fruchtfolge in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise häufig nur aus 3 Kulturen – Raps, Weizen, Gerste. Dabei wäre es aus ökologischer und pflanzenbaulicher Sicht sehr viel besser, eine weitere Fruchtfolge einzuhalten, sprich mehr Kulturen und Zwischenfrüchte anzubauen. Durch die ökonomischer Zwänge ist dies schwierig.

Auf der ökologischen Ebene…

Ökologisch gesehen ist das problematisch: ein Feld, auf dem alle 3, statt alle 6 oder mehr Jahre immer wieder die gleiche Kultur angebaut wird (also immer wieder Raps-Weizen-Gerste, Raps-Weizen-Gerste), hat viel häufiger mit Schaderregern aus dem Boden zu tun, und muss demzufolge mehr gespritzt werden.

Noch schlimmer ist dies bei Monokulturen, sprich wenn jedes Jahr wieder die gleiche Kultur angebaut wird, wie beispielsweise der Mais manchmal in Deutschland, die Sojabohne in Südamerika oder Palmölplantagen in Asien. Bekannterweise haben viele Pflanzenschutzmittel negative Folgen auf die verschiedenen Lebewesen, sei es im Boden, in der Luft, oder letzte Endes auf den Menschen, und manche sind so persistent, dass noch Jahrzehnte, nachdem ihnen die Zulassung entzogen wurde und sie nicht mehr angewandt wurden, Rückstände im Grundwasser zu finden sind.

Ein Landwirt bring Pestizide auf seine Felder aus. Foto von Erich Westendarp

Jahrzehntelang wurde in Deutschland das Insektizid DDT angewendet, bis es 1972 verboten wurde. DDT reicherte sich in verschiedenen Vögeln und verursachte, dass die Eierschalen so dünn wurden, dass manche Vogelpopulationen keine Jungen mehr aufziehen konnten. Dies sind nur einige Beispiele für Umweltprobleme, die direkt oder indirekt durch die Landwirtschaft bewirkt werden.

Meine persönliche Reise

Landwirtschaft bedeutet an sich immer einen Eingriff in das ökologische Gleichgewicht der Natur. Das resultiert in einem Ungleichgewicht, welches die Natur auszubalancieren versucht.

Dieses Bild illustriert das sehr gut. Der Pinguin bleibt stehen, um die Fußspuren zu betrachte, die ein Mensch hinterlassen hat.

Wir hinterlassen immer Spuren, egal was wir tun, doch die Frage ist, sind es Spuren die zerstören, oder die heilsam sind? Bis zu welchem Maß können wir in die Natur eingreifen? Wie viel können wir uns erlauben? Von den Anfängen des Ackerbaus an kämpfte der Mensch mit der Natur. So ist es auch auf den ersten Seiten der jüdischen Torah beschrieben, als Gott Adam und Eva nach dem Sündenfall aus dem Garten Eden vertrieben hat:

„Deinetwegen ist der Acker verflucht. Mit Mühsal wirst du dich davon ernähren, dein Leben lang. Dornen und Disteln werden dort wachsen, und du wirst die Pflanzen des Feldes essen.“ *

Disteln und anderes Unkraut machen den Ackerbau zu einer schwierigen Arbeit.
Foto von Vusal Ibadzade

Als ich während meines Studiums immer mehr über den Zustand unserer Ökosysteme und unserer Landwirtschaft erfahren habe, habe ich mich gefragt, ob es überhaupt möglich ist, Landwirtschaft zu betreiben, in der Mensch, Natur und Schöpfer in Harmonie leben?

Ich habe angefangen, den Schöpfer ernsthaft um Antworten zu bitten. Ich habe gebetet: „Gott, Du bist der Schöpfer aller Dinge, Du hast die Natur und uns Menschen geschaffen. Irgendwie müssen wir Menschen uns aber aus der Natur ernähren. Wie stellst Du dir also Landwirtschaft vor?“ Und damit fing eine spannende Reise für mich an, die auch weiterhin andauert. Ich habe längst nicht alle Antworten, aber Gott hat angefangen, mir die weit tieferen Ursachen für all das, was falsch gelaufen ist, zu zeigen.

Möchtest Du mich auf dieser Suche nach Antworten begleiten? Vielleicht wirst Du am Ende erstaunt sein über das, was ich auf meiner Reise herausgefunden habe… Nächste Woche schauen wir uns die tieferen Ursachen für die beschriebenen Probleme an.


*Die Bibel: 1.Mose 3,17-18

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