Die Banane wie wir sie kennen ist vom Aussterben bedroht

was passiert, wenn Monotonie Vielfalt ersetzt

Die Banane ist die beliebteste Frucht der Welt. Sie ist schmackhaft, praktisch zum Mitnehmen oder eine gesunde Ergänzung zu Müsli. Hier einige Fakten:

  • In vielen Entwicklungsländern sind Bananen ein Grundnahrungsmittel. Diese Bananen werden auch Kochbananen genannt. In Uganda essen die Menschen im Durchschnitt 240 kg Bananen pro Jahr!
  • Millionen von Kleinbauern in den Tropen sind für ihr Einkommen von der Bananenproduktion abhängig.
Für viele Menschen in den Tropen und Subtropen sind Bananen ein Grundnahrungsmittel.
Foto von Unsplash

Genug Gründe, um diese wunderbare Frucht zu feiern… aber die Banane, wie wir sie kennen, ist unmittelbar vom Aussterben bedroht! In diesem Artikel erfährst du warum, und weshalb uns das zum Umdenken bewegen sollte.

Wusstest du, dass buchstäblich jede Banane, die wir im Supermarkt kaufen, zu einer einzigen Sorte gehört, der so genannten Cavendish-Banane? Kultivierte Bananen haben keine Samen und werden nur über Stecklinge oder Gewebekulturen vermehrt, ohne sexuelle Fortpflanzung. Das bedeutet, dass alle Bananen, die wir essen, genetisch identisch sind. Das ist gefährlich, weil Bananen dadurch extrem anfällig für den Ausbruch von Krankheiten sind. Wenn eine Bananenpflanze anfällig für eine Krankheit ist, dann sind es alle Pflanzen weltweit.

Eine essbare und kernlose Cavendish-Banane neben ihrem Vorfahren, der Wildart Musa acuminata. Foto von Musarama.org

Fehler der Vergangenheit….

Dies war bereits in der Vergangenheit der Fall. In den 1960er Jahren dominierte eine Bananensorte namens Gros Michel den Markt. Sie war schmackhaft, leuchtend gelb und leicht über die Ozeane der Welt zu transportieren. Doch dann erschien ein Pilz, der sich schnell auf der ganzen Welt ausbreitete und ganze Bananenplantagen vernichtete. Der Pilz, Fusarium genannt, überdauert auch jahrzehntelang nach einer Infektion im Boden. Und einmal mit Fusarium befallene Pflanzen können nicht behandelt werden. Ganze Plantagen wurden zerstört und aufgegeben. Die goldenen Zeiten für Gros Michel waren vorbei.

Glücklicherweise wurde Gros Michel bald durch eine neue Bananensorte ersetzt, die nicht anfällig für Fusarium war: die Cavendish-Banane. Cavendish machte sich schnell einen Namen. Heute macht sie 47% der weltweit angebauten Bananen und 99% aller weltweit exportierten Bananen aus. Wir erinnern uns, dass all diese Bananen genetisch identisch sind!

Nun hat Cavendish natürlich auch ihre eigenen Schwächen. Sie ist anfällig für einen anderen weit verbreiteten Pilz, den Black Sigatoka. Außerdem bauen die Landwirte Bananen weitgehend in Monokultur an (=eine Kultur, die Jahr für Jahr auf demselben Land angebaut wird). Dies macht den regelmäßigen Einsatz von Pestiziden zu einer Notwendigkeit: Die Plantagen werden pro Saison bis zu 50 Mal gespritzt!

Monokultur von Cavendish-Bananen in Uraba, Kolumbien. Uraba ist das größte Bananenanbaugebiet des Landes. Foto von Musarama.org

Nicht ganz das, was man als ‘nachhaltige Landwirtschaft’ bezeichnen würde. Aber immerhin hat Cavendish der Bananenindustrie zu einem erneuten Aufschwung verholfen.

Und so wurde die Banane gerettet, und alle lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Oder doch nicht?

… alles von vorne

Eine erneute Katastrophe war natürlich unausweichbar. Bald tauchte eine neue Varietät des Fusasrium-Pilzes auf, für den Cavendish, aber auch andere Bananensorten, anfällig sind. Der Pilz, genannt TR4 oder Tropical race 4, verursacht die so genannte Panama-Krankheit. Genau wie bei Gros Michel und seinem Killerpilz sterben einmal infizierte Bananenpflanzen komplett ab. Es gibt keine wirksamen Behandlungen gegen TR4. Und wenn eine Plantage einmal von TR4 befallen ist, können auf ihr jahrzehntelang keine Cavendish-Bananen mehr angebaut werden.

TR4 verbreitete sich schnell von Asien in andere Teile der Erde. In unserer globalisierten Welt war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich auf alle Bananenanbauländer weltweit ausbreiten würde. Im August 2019 schließlich erreichte er Lateinamerika, die größte Bananenexportregion der Welt

Die Geschichte wiederholt sich, mit einem großen Problem. Es gibt keine neue Sorte, die Cavendish ersetzen könnte, wie es bei Gros Michel der Fall war. Wenn wir keine Lösung finden, werden wir als Verbraucher dies bald auch zu spüren bekommen.

Gefährdete Bauern

Für die Menschen in der entwickelten Welt könnte dies bedeuten, dass sie einfach auf andere Früchte umsteigen oder andere, teurere Bananensorten kaufen müssen. Aber für Kleinbauern auf der ganzen Welt ist dies eine echte Lebensbedrohung.

Ein burundischer Bauer aus Cibitoke bringt seine Bananen auf den Markt. Cibitoke bedeutet “Land der Bananen”. Foto von Musarama.org

Zehntausende von Plantagen mussten bereits vernichtet werden. Millionen von Landwirten auf der ganzen Welt sind in ihrer Existenz bedroht. Denn für viele Menschen sind Bananen Haupteinnahmequelle und Grundnahrungsmittel.

Der Verlust von Cavendish könnte bedeuten, dass wir uns anderen, weniger schmackhaften und produktiven Bananensorten zuwenden müssen. Auf lange Sicht werden wir sicher neue, nachhaltigere Lösungen finden müssen.

Es gibt eine große Vielfalt an Bananen. Aber sie alle haben ihre eigenen Probleme.
Foto von Ovidiu Creanga

Bestimmt fragst du dich jetzt: Was sind die wirklichen Alternativen zu Cavendish?

Neue Bananen finden

Tatsächlich gibt es weltweit über tausend Bananensorten. Aber sie haben nicht all die Eigenschaften, die Verbraucher, Erzeuger und Unternehmen bei Bananen suchen. Sie schmecken vielleicht nicht so gut, sind anfällig für TR4 oder andere Krankheiten, lassen sich nur schwer über lange Strecken transportieren oder bringen weniger Ertrag (erinnere dich an das Foto der Wildbanane oben).

Bananenblüten. Kulturbananen sind nicht auf die Bestäubung angewiesen, daher spielen Blüten keine wichtige Rolle bei ihrer Vermehrung. Fotos von Unsplash.com

Das Problem bei der Zucht von Bananen ist, dass sie sich ungeschlechtlich fortpflanzen. Das bedeutet, dass man nicht zwei Bananensorten nehmen und sie einfach kreuzen kann, oder Cavendish mit wilden, krankheitsresistenten Bananen kreuzen kann. Keine geschlechtliche Fortpflanzung = keine Samen = keine Variation der Gene. Und das macht die Züchtung neuer Bananensorten extrem schwierig und zeitaufwendig, ja nahezu unmöglich.

Forscher wollen Bananensorten züchten, die gegen TR4 resistent sind, aber diese sind vielleicht zu ungewohnt, um von Verbrauchern und Landwirten überhaupt akzeptiert zu werden.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz der Gentechnologie. Diese Methode ist einfach und relativ schnell. Sie ermöglicht es, Resistenzgene, entweder von wilden Bananen oder Nematoden, in Cavendish-Bananen einzubauen und so mehrere TR4-unempfindliche Bananenlinien zu schaffen. Könnte dies eine der möglichen Lösungen sein?

Genetisch veränderte Bananen, die gegen TR4 resistent sind, wurden bereits von australischen Wissenschaftlern entwickelt und getestet. Was den Anbau dieser Sorten verhindert, ist die öffentliche Meinung über GVO. Die genetische Veränderung von Kulturpflanzen wird in der Öffentlichkeit nicht allgemein akzeptiert. Dennoch gibt es Stimmen, die den Einsatz dieser Technologien bei Bananen fordern, um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Louise O Fresco, ehemalige stellvertretende Generaldirektorin im Bereich Landwirtschaft der FAO und Professorin an der Universität Amsterdam, sagt:

“Ich fordere weiterhin die genetische Veränderung vegetativ vermehrter Nutzpflanzen wie Maniok und Banane als kurzfristige Lösung für die dringenden Bedürfnisse der Armen, insbesondere wenn ein gv-Ansatz in einem multidisziplinärem Kontext stattfindet…”

Als Zwischenlösung versuchen betroffene Landwirte, Mutanten von Cavendish anzubauen, die weniger anfällig für TR4 sind.

Aber sich nur auf Cavendish zu verlassen, kann auf lange Sicht keine Lösung sein.

Kleinbäuerliche Parzellen von Bananenbauern in der Nähe des Kivu-Sees in Ruanda. Foto von Musarama.org

Der Bedarf an nachhaltigen Lösungen

Wenn man aus der Geschichte von Gros Michel und Cavendish eine Lehre ziehen kann, dann diese: Wir brauchen eine Vielfalt von Arten und Sorten. Wir dürfen nicht alles auf eine Karte setzen!

Oder, in den Worten von Gert Kema, Professor für Tropische Phytopathologie an der Universität Wageningen in den Niederlanden:

“Wir müssen die reiche biologische Vielfalt nutzen, indem mehrere neue Bananensorten erzeugen, nicht nur eine einzige. Monokultur ist per Definition nicht nachhaltig.”

Und das gilt nicht nur für Bananen. Es gilt für viele Kulturen, die nur auf sehr wenige Sorten angewiesen sind. Dies gilt auch für Äpfel, wie ich es in diesem Artikel beschrieben habe. Und das war der Fall bei der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel in Irland, die im 19. Jahrhundert eine große Hungersnot und massenhafte Abwanderung verursachte.

Es geht weiter mit unserer Abhängigkeit von einigen wenigen Kulturpflanzen im Allgemeinen. Nur drei Kulturpflanzen, Reis, Mais und Weizen, liefern 60% der weltweiten Nahrungskalorien.

Und es geht weiter mit einer abnehmenden Vielfalt unserer landwirtschaftlichen Systeme: Monokulturen, Felder mit wenig Überlebenschancen für andere Lebewesen (wie Insekten, Unkraut, Regenwürmer…), eintönige Landschaften

Wie lange werden wir warten?

Wir neigen dazu, mit der Suche nach dauerhaften Lösungen so lange zu warten, bis es schon zu spät ist. Aber es lohnt sich letztendlich, in biologische Vielfalt zu investieren. Und, wie wir uns manchmal schmerzlich bewusst werden, können wir ohne biologische Vielfalt einfach nicht überleben.

Die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen unserer verschwindenden Artenvielfalt werden immer öfter sichtbar (z.B. durch den hohen Pestizideinsatz bei Bananen und anderen Kulturen, die Aufgabe von Bananenplantagen aufgrund von TR4…). Die meisten dieser Folgen werden sich jedoch nur auf subtilere, allmähliche Weise bemerkbar machen, die wir jetzt noch kaum vorhersehen können.

Was die Banane betrifft, so ist es noch nicht zu spät, nachhaltige Lösungen zu finden.

Für uns als Verbraucher könnte dies bedeuten, dass wir uns in Zukunft auf neue, ungewöhnliche Geschmacksrichtungen und höhere Bananenpreise einstellen müssen.

Für die Bananenbauern wird dies eine größere Auswahl an Bananensorten und damit den Übergang zu nachhaltigeren, vielfältigeren Anbaupraktiken bedeuten müssen.

Und es wird auf fairen Preisen aufbauen müssen, um eine nachhaltige Zukunft für uns alle zu sichern.

Ein Teil der Vielfalt der Bananensorten in Papua-Neuguinea ist auf dem Malaoro-Markt in Port Moresby zu sehen. Papua-Neuguinea ist eines der Zentren der Domestizierung von Bananen. Foto von Musarama.org
Foto von Abbs Johnson

Wenn Du mehr über den Bananenanbau und die aktuellen Probleme erfahren möchtest, sind hier einige gute Ressourcen für Dich (auf Englisch):

http://www.promusa.org/ and fusariumwilt.org

Hast Du von der Problematik von TR4 bei Bananen schon gehört? Welchen Lösungsweg hältst Du für sinnvoll?


Nächste Woche erwartet Dich hier ein Artikel zu ökologischem Gärtnern. Ich freue mich schon, ihn Dir zu zeigen!

Außerdem arbeite ich an einem Artikel, der sich mit der Frage der Gentechnik befasst. Mehr dazu gibt es bald auf dem Blog!

4 thoughts on “Die Banane wie wir sie kennen ist vom Aussterben bedroht

    1. Hallo Fritz, das tut mir Leid, dass dir der Beitrag nicht gefallen hat. Aber mir ist klar, dass mein Blog natürlich nicht jeden gleichermaßen interessieren wird. Falls du gerne mehr erfahren möchtest über die Quellen für meine Informationen oder weitere Anregungen hast, schreib mich gerne an.

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