Ökologische vs. Konventionelle Landwirtschaft: Bodenfruchtbarkeit
“Wir verdanken unsere gesamte Existenz 10 Zentimetern Oberboden und der Tatsache, dass es regnet”
Auf welche Weise beeinflusst die Landwirtschaft unsere Umwelt und unser tägliches Leben? Lies hier die Einleitung zu dieser Serie. Teil 1 beschäftigte sich mit dem Thema Wasser unter konventionellem vs. ökologischem Landbau.
Es gibt wahrscheinlich nur wenige natürliche Ressourcen, die so wichtig sind wie der Boden. Ohne den Boden könnten wir auf der Erde nicht überleben. Wir sind so sehr vom Boden abhängig, dass es keine Übertreibung ist zu behaupten, dass wir vom Boden sind. Oder, in biblischer Sprache:
“Da nahm Gott, der HERR, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen…” *
Spuren der Zerstörung
Leider hat die Menschheit keine gute Bilanz hinsichtlich ihrer nachhaltigen, verantwortungsvollen Bewirtschaftung des Bodens. Ich habe bereits bei mehreren Gelegenheiten über den verheerenden Verlust an fruchtbarem Oberboden durch Erosion und Verunreinigung geschrieben. Diese Artikel könnten dich interessieren:
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Die Versprechen von ‘Öko’
Die ökologische Landwirtschaft erhebt den Anspruch, Lösungen anzubieten. Sie räumt der Bodenfruchtbarkeit einen hohen Stellenwert ein. Und sie schränkt den Einsatz Pestizide viel stärker ein als die konventionelle Landwirtschaft. Ich sage “viel mehr”, weil es ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Biobauern keine Pestizide einsetzen. Sie verwenden Pestizide, diese sind aber nicht synthetisch (von Menschenhand hergestellt). Diese nicht-synthetischen Pestizide werden aus natürlichen, pflanzlichen oder mineralischen Stoffen (wie Neemöl oder Kupfer) gewonnen. Damit ist das Potenzial, den Boden durch giftige Chemikalien zu verunreinigen, schon mal deutlich geringer im Ökolandbau.
Eine andere Sache, die weitgehend die Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt, ist der Einsatz des Pfluges in der Landwirtschaft. In vielen Teilen der Welt ist der Pflug dem fruchtbaren Boden zum Verhängnis geworden. Wie Wendell Berry, der berühmte Essayist, der über Landwirtschaft schreibt, in seiner Heimatstadt in Kentucky beobachtete:
“Der Humus stand einst dunkel und schwer über ihnen [den Hügeln]; der Pflug war ihr Verhängnis”.
Dies war leider vielerorts das Schicksal der reichen Humusschichten des Oberbodens.
“Man schätzt, dass wir jetzt jedes Jahr etwa 1 Prozent unseres Oberbodens durch Erosion verlieren, die größtenteils durch die Landwirtschaft verursacht wird. Die Vereinigten Staaten verlieren den Boden zehnmal schneller, als dass er wieder neu geformt wird, während China und Indien 30 bis 40 Mal schneller Boden verlieren. Bei einer Bodenerosionsrate, die so viel höher ist als die Bodenenstehungsrate, ist es kein Wunder, dass der Welt schnell der fruchtbare Oberboden ausgeht”. (1)
Pflügen oder nicht pflügen
Pflügen, Bodenbearbeitung, Umwandlung von Grünland in Ackerland und Erosion verursachen den Verlust von Mutterboden. Und interessanterweise pflügen Biobauern in der Regel mehr als konventionelle Landwirte. Das liegt daran, dass sie mehr pflügen müssen, um Unkraut loszuwerden. Konventionelle Landwirte setzen Herbizide ein, um ihre Unkräuter abzutöten. Biobauern hingegen beseitigen die Unkräuter auf ihrem Ackerland hauptsächlich mechanisch (d.h. durch Pflügen, Bodenbearbeitung). Kleinere Gärtnereien beseitigen ihr Unkraut auch von Hand.
Ein gewisser Vorteil des Biolandbaus ist sicherlich seine vielfältige Fruchtfolge. Die Fruchtfolge (= das Anpflanzen verschiedener Kulturen in aufeinanderfolgenden Jahren) bereichert den Boden, fördert Bodenorganismen und verbessert im allgemeinen die Bodenfruchtbarkeit.
Landwirtschaft ist immer eine Abwägung von Alternativen, deren Folgen selten ganz absehbar sind. In diesem Sinne ist der biologische Landbau natürlich kein perfektes System! Aber angesichts all dessen war ich sehr neugierig, einige zuverlässige Zahlen zu finden, die die Fruchtbarkeit des Bodens unter konventioneller und ökologischer Bewirtschaftung vergleichen.
Konventionelle vs. ökologische Landwirtschaft
Einige Indikatoren für die Fruchtbarkeit des Bodens sind: der Reichtum an Regenwürmern und Mikroorganismen, der pH-Wert und die Struktur des Bodens, der Gehalt an verfügbaren Nährstoffen, der Gehalt an organischer Substanz (=Humus), die Aggregat-Stabilität des Bodens und die Bodenerosion. Einige Ergebnisse der Studie (2) zeigten:
- die Biomasse von Regenwürmern war unter organischer Bewirtschaftung um 94% höher (obwohl Regenwürmer das Pflügen nicht gerne mögen!)
- die Bodenversauerung, die in landwirtschaftlich genutzten Böden oft ein Problem darstellt, war im ökologischen Landbau geringer (der pH-Wert war im Durchschnitt 0,4 Einheiten höher)
- der Eindringwiderstand des Bodens, beispielhaft für eine gute Bodenstruktur, zeigte ebenfalls Vorteile für den ökologischen Landbau auf
- hinsichtlich der Nährstoffverfügbarkeit gab es keine klare Tendenz zum einen oder anderen System
- der Gehalt an organischer Substanz war um 26% höher
- die Aggregatstabilität des Bodens war 15% höher
- und die Bodenerosion wurde durch biologische Landwirtschaft um 22% reduziert!
Ich freue mich darauf, in Teil 3 dieser Serie die Biodiversität in ökologischen vs. konventionellen Landwirtschaftssystemen zu erforschen!
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Quellen:
(1) http://large.stanford.edu/courses/2015/ph240/verso2/
(2) Sanders J, Hess J (eds) (2019) Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft . Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 364 p, Thünen Rep 65, DOI:10.3220/REP1547040572000
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